Alle fünf zehnten Klassen des Lingener Franziskusgymnasiums nahmen an Aktionen zum Tag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 teil. Dieser Holocaustgedenktag erinnert an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 durch russische Soldaten. Unter Leitung der Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer sowie Schulleiter Michael Klumparendt reinigten die Jugendlichen die 49 Stolpersteine, die in Lingen dem Andenken an die Opfer des Nazi-Rassenwahns dienen.
Im Emslandmuseum berichtete Dr. Andreas Eiynck anhand von authentischem Bildmaterial und Originalstücken über das Schicksal einiger jüdischer Familien aus Lingen im 20. Jahrhundert. Er schilderte die Situation vor 1933, beschrieb den Schrecken des Holocaust und informierte auch über die Zeit nach 1945. Eiynck verwies darauf, dass in einer Sonderausstellung derzeit unter anderem das Schicksal der Familie Hanauer dokumentiert und in der neuen Dauerausstellung die jüdische Geschichte in Lingen dargestellt werde.
Dr. Friedhelm Wolski-Prenger vom Forum Juden-Christen referierte im Gedenkort Jüdische Schule über die Geschichte jüdischen Lebens im Emsland. Angela Prenger, die den Arbeitsbereich „Judentum begreifen“ im Forum vertritt, stellte Einzelschicksale verfolgter Lingener Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens vor. Sie ging auf die Bedeutung von Helga Hanauer, Ruth Foster- Heilbronn und Bernhard Grünberg für die Erinnerungskultur in Lingen ein.
Bei der Begegnung mit dem seit 1734 bestehenden Jüdischen Friedhof brachten Dr. Walter Höltermann und Georg Wichmann vom Forum Juden-Christen den Schülerinnen und Schülern die jüdischen Bestattungsriten näher. Dabei konnten sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zu den von Christen praktizierten Ritualen bei der Bestattung der Toten dargestellt werden.
Anhand des Gedenksteines für den vor einem Jahr verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Lingen, Bernhard Grünberg, wurde zudem der unmittelbare Bezug zum Holocaustgedenktag hergestellt. Auch konnte an den Inschriften weiterer Erinnerungssteine die Deportation der Lingener Juden in die Vernichtungslager und damit an die von den Nazis begangenen Menschheitsverbrechen erinnert werden.
Alle Klassen trafen sich abschließend auf dem Vorplatz der ehemaligen Jüdischen Schule mit Vertretern des Forums zu einer Schlussbetrachtung und einem kurzen Gebet. Schulleiter Klumparendt verwies auf die Verpflichtung der Nachgeborenen, das Gedächtnis an der Schoa wachzuhalten: „Es geschah auch im Emsland!“