Die Deutschkurse der Jahrgangsstufe 13 von Frau Geissing, Frau Wellenbrock-Roters und Herrn Voß besuchten gemeinsam die Aufführung von E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ im Theater in Meppen. Es spielte das Ensemble der Landesbühne Niedersachsen unter der Regie von Robert Teufel.
Unsere Schülerin Mara Wiesner gibt einen Einblick in die Inszenierung des Kunstmärchens, das Pflichtlektüre im Rahmen des kommenden Zentralabiturs ist:
Die Novelle „Der goldne Topf“ von E.T.A Hoffmann ist eines der bedeutendsten Werke der Romantik. Das Stück spielt in Dresden und handelt vom jungen Studenten Anselmus, der eines Tages über den Korb einer alten Äpfelverkäuferin stolpert, welche ihn daraufhin verflucht. So beginnt die Geschichte des jungen Anselmus, der sich nach seiner Begegnung mit dem Äpfelweib in Serpentina, eine blauäugige Schlange verliebt. Diese ist, so wie sich später herausstellt, die Tochter des Archivarius Lindhorst, bei welchem Anselmus als Kopierhilfe eingestellt ist. Auf der Reise zwischen fantastischer, poetischer Welt und der bürgerlichen, realen Welt stellt sich weiterhin die Feindschaft zwischen dem Äpfelweib und dem Archivarius Lindhorst heraus, welcher dem Geschlecht der Salamander angehört. Beide Rollen stammen aus der fantastischen Welt und teilen die gleiche Heimat, den Ort Atlantis.
Das Theaterspiel „Der goldne Topf“ dauert 90 Minuten und erzählt die Geschichte des jungen Anselmus mit sechs Schauspielern.
Bei dem Stück handelt es sich um eine insgesamt sehr gelungene Aufführung, die viele originale Elemente der Novelle umfasst. Was beim Betreten des Theatersaals direkt ins Auge fällt, ist das moderne, minimalistische Bühnenbild. Dargestellt durch eine grau gestrichene Holzverkleidung werden drei Treppen sowie eine Tür und zwei Ein- bzw. Ausgänge auf die Bühne. Viele Elemente des Bühnenbildes sind mit LED-Leisten beklebt worden, die je nach Stimmung und Gefühlslage in dem Stück die Farbe wechseln können. Hiermit handelt sich es um ein Bühnenbild, welches sicherlich nicht zu der Zeit passt, in welcher das Stück spielt, aber dafür vielseitig einsetzbar ist und dem Stück einen modernen und außergewöhnlichen „Touch“ verleiht.
Die Kostüme der Schauspieler fallen angepasst an das Bühnenbild ebenfalls minimalistisch aus, was hierbei allerdings nicht gleich schlecht bedeutet. Jedem der Schauspieler wird eine Farbe zugeteilt, was ihnen einen direkten Wiedererkennungswert gibt. So trägt Anselmus, gespielt von Jan-Eric Meier, einen komplett in orange gehaltenen Anzug, während das Äpfelweib, gespielt von Hannah Sieh, ein rotes Kleid trägt. Besonders Serpentina – gespielt von Mona Müller – sticht hierbei heraus, in welche Anselmus sich verliebt. Passend zu ihrer Rolle hat sie ein dunkelgrünes Glitzerkleid an, welches bei jeder Bewegung raschelt und die Geräusche einer Schlange imitiert.
Betrachtet man neben dem Bühnenbild und dem Kostüm auch die Schauspieler der Aufführung, lässt sich festhalten, dass alle Rollen zweifelsfrei gut dargestellt werden. Besonders sticht hier allerdings die Rolle des Anselmus heraus, welche nicht nur aufgrund des umfangreichen Textes, sondern auch aufgrund der gleichzeitigen Funktion des Erzählers als anspruchsvollste Rolle eingeordnet werden kann. Hier wird besonders das Talent der Schauspieler deutlich, die allein durch Veränderung ihrer Stimmlage den Effekt von zwei verschiedenen Rollen in einer Person vereint, darstellen können. Was außerdem positiv auffällt, ist die Tatsache, dass sowohl die Akustik des Theaters als auch die deutlichen und lauten Stimmen der Schauspieler für ein insgesamt sehr gutes Verständnis des Stückes sorgen. Ein weiterer Aspekt, der gut gelungen ist, sind musikalische Einlagen, die entweder von den Schauspielern gesungen werden oder durch die Hinterlegung einer bestimmten Musik oder Melodie deutlich werden.
Das Stück umfasst im Gesamten einen Mix aus alt und modern bzw. aus Elementen, die der Novelle entsprechen und Elementen, die neu hinzugefügt werden und sprachlich insgesamt eher in die heutige Zeit passen. Hierbei kann man für sich selbst entscheiden, ob man dies für erfrischend und angebracht hält oder ob es einem eher als unpassend erscheint. Moderne Elemente werden oft versucht, in das Stück eingebracht zu werden, was mir persönlich allerdings oft als sehr überzogen dargestellt erscheint. Unter „zu albern“ dargestellt, fällt für mich persönlich unter anderem die Szene, in welcher die Fantasiewelt zum ersten Mal durch den Archivarius Lindhorst dargestellt wird und die Schauspieler sich zum Beispiel zu einer Feuerlilie verbiegen. Was meiner Meinung nach außerdem in dem Stück fehlt, sind sämtliche Requisiten. Selbstverständlich ist der rote Faden, der sich durch das Stück zieht, nämlich alles minimalistisch zu halten, vorhanden. Dennoch fehlen die wichtigen Elemente, wie der Holunderbaum, das Kristallglas oder der goldene Topf an sich. Hieraus ergibt sich außerdem ein dritter Kritikpunkt, denn für sämtliche Zuschauer, die die Novelle nicht gelesen haben oder allgemein kein Vorwissen über die Geschichte haben, ist das Stück nur sehr schwer zu verstehen. Hierbei hätten zumindest ein paar Requisiten hilfreich sein können.
Insgesamt halte ich die Aufführung allerdings für gelungen. Man merkt, dass es sich hierbei um ausgebildete Schauspieler handelt und dass viel Arbeit hinter dem Stück steckt. Hilfreich ist es vor allem für diejenigen, die sich bereits mit der Novelle auseinandergesetzt haben, da diese erneut einen guten Gesamtüberblick über das Stück erhalten haben.