Text und Fotos: Christiane Adam
„Wir bieten einmal jährlich einen Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Compiègne an. Dieser fiel wegen Corona 2020 und auch in diesem Jahr aus“, erzählt Bernadette Wegener, Fachobfrau für Französisch am Franziskusgymnasium.
Die jungen Französinnen, die nun die Schule besuchen, nehmen am Brigitte-Sauzay-Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerks teil und leben für drei Monate bei Lingener Familien. Das Brigitte-Sauzay-Programm sei – anders als der Austausch mit Compiègne – individuell von den Schülerinnen organisiert, wie die Lehrerin betont: „Das ist reine Eigeninitiative der Vier.“
Dass gleich vier Schülerinnen aus Frankreich gleichzeitig vor Ort sind, habe sich zufällig ergeben. Bereits im vergangenen Jahr hat sich die Lingener Schülerin Elisa Marlene Lange mit dem Brigitte-Sauzay-Programm auseinandergesetzt. Schnell hatte sie dadurch Kontakt zu ihrer Austauschpartnerin Bérénice Burbaud-Senelle bekommen.
„Man schaltet selbst oder meldet sich auf Annoncen, die auf der Internetseite aufgeführt werden“, erklärt Elisa Marlene. Als sie ihrer Mitschülerin Maria Thönnessen davon erzählt hat, wurde deren Interesse geweckt, und später auch das von Mathilda Vest und Mariette Schneider.
Alle aus einem Internat
Reiner Zufall: Die Austauschpartnerinnen von Elisa Marlene, Mathilda und Mariette leben alle im selben Internat in Tulle, Zentralfrankreich. Marias Austauschpartnerin Auréa Trevoux hingegen stammt aus Montmorency nahe Paris. Während Bérénice, Anaïs Dugoulet und Caroline Vialle nach Deutschland geflogen sind, ist Auréa mit dem Zug angereist.
Gemein ist allen Vieren, dass sie diverse Corona-Regularien zu beachten hatten, bevor sie die Reise antreten konnten. „Wir mussten uns vorher genau erkundigen, welche Regeln nun gerade gelten, denn in Niedersachsen herrschten zum Teil deutlich strengere Regeln als bundesweit“, erzählt Elisa Marlene. Anna Drummler, die Mutter von Maria, ergänzt: „Auréa musste beim Landkreis Emsland einen Einreiseantrag stellen.“
Alle mussten sich vorher auf Covid-19 testen lassen. Danach standen einige Tage in Quarantäne an. Heimweh hätten sie nicht gehabt, meinen die französischen Gäste, dennoch sei ihnen die Zeit ein wenig lang geworden, zumal die deutschen Gastgeberinnen an einigen Tagen schon wieder in die Schule gehen durften. „Da begann gerade wieder das Szenario B, also der Wechselunterricht“, erläutert Wegener.
Kulturelle Unterschiede
Für kurzfristige Verwirrung sorgte eine kulturelle Sitte der Französinnen: das „faire la bise“ – das Küsschengeben. Da die drei Französinnen im Internat in einer häuslichen Gemeinschaft leben, gehöre „fair la bise“ für sie auch in Corona-Zeiten dazu.
„Als sich unsere drei Gäste auf dem Schulhof so voneinander verabschiedet haben, sorgte das für eine Ermahnung einer Lehrerin“, erzählt Mariette lachend. Um Verständnis für ihre Kollegin bittet Französischlehrerin Wegener: „Wir müssen darauf achten, dass die Regeln, die uns im Moment auferlegt werden, eingehalten werden. Solche kulturellen Unterschiede fallen vielleicht in Corona-Zeiten noch mehr auf.“
Abibac
Vergessen ist die kurze Zeit der Unsicherheit. Die vier Gäste sind mittlerweile gut in den Familien und in der Schule angekommen. Alle Vier sprechen ziemlich gut Deutsch, da sie das „Abibac“ machen wollen. Dieser Abschluss entspricht sowohl der französischen Hochschulreife als auch dem deutschen Abitur. Auf dem Weg dahin findet ein Teil des Unterrichts auf Deutsch statt, nicht nur der reine Sprachunterricht.
Unternehmungen wieder möglich
Da die Ankunft der Austauschschülerinnen mit dem Wegfall vieler Corona-Regelungen einherging, sind nun viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wieder offen. „Wir haben zum Beispiel schon den Baumwipfelpfad in Bad Iburg und den Kletterwald in Ibbenbüren besucht und waren natürlich mit ihnen in der Stadt“, erzählt Mathilda.
Im Hause Thönnessen/Drummler habe das gemeinsame Musizieren gleich das Eis gebrochen: „Auréa spielt Geige, Maria Cello und Flöte, und ich Klavier. Das konnten wir auch in der Quarantäne schon machen“, freut sich Drummler über den Hausgast, und auch Vater Joachim Thönnessen empfindet Auréa als Bereicherung für das Familienleben.
Gegenbesuch im Herbst
Im Herbst werden die vier Lingenerinnen dann den Gegenbesuch in Frankreich antreten – hoffentlich ohne erneute Corona-bedingte Einschränkungen.