,,Nie wieder ist jetzt!“ – Ausstellung im Lingener Rathaus


Wer in diesen Tagen zum Lingener Rathaus muss, kommt nicht an einer Kunstausstellung vorbei. Und das ist gut so. Dort sind eindrucksvolle Schülerarbeiten zum Thema Holocaust zu sehen – mit einem Blick in die Gegenwart.  Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Februar zu sehen.

„Nie wieder ist jetzt.“ In großen Buchstaben schwebt dieser Schriftzug von der Decke in das Foyer des Lingener Rathauses herab. Wer dort arbeitet oder etwas zu erledigen hat, geht darunter hindurch. Und bleibt im besten Fall gleich stehen. Vor kleinen Mahnmalen, die der Opfer des Nazi-Terrors gedenken. Vor Zeichnungen, die an das Leid in den Konzentrationslagern erinnern. Vor Gemälden und Installationen, die sich Gedanken machen über das gegenwärtige politische Klima und Visionen entwerfen für eine friedliche Zukunft. So wird das Thema, angelehnt an einen Schwur von KZ-Überlebenden, zu einem Auftrag.

„Und dann haben sie losgelegt“

Kinder und Jugendliche aus dem südlichen Emsland haben diese Werke geschaffen. Ein Jahr lang hatten sich etwa 500 Schülerinnen und Schüler des katholischen Franziskusgymnasiums in Lingen mit dem Themenkomplex Nationalsozialismus und Holocaust befasst – mit einem Blick zugleich in die Gegenwart und Zukunft. Alle Jahrgänge von der Klasse 5 bis 13 waren beteiligt, hatten sich zunächst mit der Geschichte befasst, aufbereitet passend zum jeweiligen Alter. „Und dann haben sie losgelegt und das wirklich zu ihrem Thema gemacht“, sagt Anne Gottschalk.

Die Kunstlehrerin hat das Projekt mit Kolleginnen und Kollegen umgesetzt. Das Thema ist ihr wichtig. „Es gibt kaum noch Zeitzeugen, aber wir brauchen Zweitzeugen. Wir brauchen Stimmen, die weiterhin berichten, erinnern, gedenken, mahnen – gerade in einer Zeit, die so unruhig ist“, sagt sie. „Wir brauchen Menschen, die engagiert, überzeugt und optimistisch das `Nie wieder´ leben.“

Die jungen Leute haben diesen Wunsch angenommen. Sie schauen in ihren Werken genau hin, ziehen Vergleiche, erkennen Missstände, malen sich auch eine Zukunft aus. Ganz konkret zum Beispiel schlagen sie mit selbstgebauten Modellen Mahnmale für Lingen vor, die sich auf neue Weise der Vergangenheit stellen: mit Symbolen für jüdisches Leben, mit Materialien wie zerbrochenen Spiegeln und Steinen, mit Wasser, blühenden Bäumen und grünem Gras. „Gedenkende Ruheräume“ im Stadtbild könnten das sein, da lohnt sich mehr als nur ein kurzer Blick.

Wie auch die Bilder, die die Betrachter damit konfrontieren, dass direkt vor unserer Haustür in der Ukraine Krieg herrscht. Oder die Collagen, die die jungen Leute zum aktuellen Tagesgeschehen geklebt haben. Und wie der Film, der zeigt, wo und wie in Lingen der Verbrechen der Vergangenheit erinnert wird. Anne Gottschalk spricht mit viel Anerkennung vom Einsatz der Schülerschaft. „Es war faszinierend zu sehen, mit welchem Engagement und klugen Gedanken, mit welcher Ernsthaftigkeit und Begeisterung sie zu Werke gingen.“

 

Aktiv gegen Diskriminierung

Und das Projekt wirkt nach. Femke (Klasse 11) hat die Unterrichtsreihe gezeigt, „dass Antisemitismus ein Thema ist, das leider auch heute noch sehr aktuell ist und nicht in Vergessenheit geraten darf“. Über die Vergangenheit Bescheid zu wissen, um daraus für die Gegenwart und Zukunft zu lernen – das ist ihrer Ansicht wichtig. Das Projekt hat sie auch dazu angeregt, „über meine eigene Haltung nachzudenken und wie wichtig es ist, sich aktiv gegen Diskriminierung und für eine tolerante Gesellschaft einzusetzen“.

Jamie (Klasse 10) findet die Ausstellung sehr wichtig – auch weil laut einer Umfrage ein Teil gerade junger Menschen offenbar noch nie von dem Begriff Holocaust gehört habe.  „Wir sollten uns unsere Vergangenheit angucken und versuchen, sie zu verstehen; aus ihr lernen, dass so etwas nie wieder geschehen darf“, sagt er. „Weggucken geht nicht“. Ganz ähnlich äußert sich auch Tassilo (Klasse 11). „Zu erinnern ist gerade jetzt wichtig, ob und wie, gar wo ein nächster Holocaust stattfindet. Unser aller Aufgabe ist genau das zu verhindern.“



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